Wunderbar: Feierabend, Wochenende und Freunde da! Zeit sich ein blondes Kaltgetränk zu öffnen. Ein Glück hängt da ein Bieröffner an der Wand. Wer den wohl dahin gemacht hat? Der muss ja einen guten Richer gehabt… Doch was ist das für ein klingendes Geräusch? Ist etwa der Kronkorken auf den Boden gefallen?
Und ob der das ist. Der Bieröffner ist zwar wie vorgesehen fest an der Wand montiert, doch fehlt ein Auffangbehältnis oder Ähnliches, das den beim Flaschenöffnen sich lösenden Kronkorken auffangen kann. Na mit dem Product Designer und seinem Product Owner würde ich gerne mal sprechen! Haben die ihr eigenes Produkt mal getestet? Oder, falls das nicht möglich war, weil sie nur Kraneberger gewöhnt sind, haben die mal ihre Kunden interviewt? Augenscheinlich nicht!

Lösungsansatz formulieren
Doch was jetzt? Aus den Studentenzeiten bin ich raus, wo man einfach eine Konservenbüchse mit Nagel in das Brett geschlagen hätte. Das wäre, gemäß dem Lean Gedanken, eine Minimal Viable Solution gewesen, trifft aber nicht alle meine Ansprüche. Das heißt, ein Kronkorkenauffangbehälter muss her, der auch gewisse ästhetische Standards erfüllt.
Der Kronkorkenauffangbehälter muss
- Kronkorken auffangen können,
- ohne dass diese aus ihm herausfallen,
- muss „gewollt“ und „gekonnt“ aussehen und
- muss schnell und einfach zum Ausleeren demontierbar sein.
Leider hatte ich nichts zur Hand, was diese Anforderungen leicht erfüllen konnte. Doch was nicht ist, kann mit ein bisschen Kopf-Arbeit, Gedankenfreigang und einem 3D-Drucker erledigt werden. Hier ist es bestimmt hilfreich mit einer geschlossenen Büchse zu arbeiten, sondern viele Löcher einzubauen um Material und Durckzeit zu sparen. Diese Löcher wurden natürlich kleiner als der übliche Kronkorkendurchmesser gewählt. Dann schnell ein paar Abmessungen von dem Flaschenbrett (siehe Abbildung) nehmen, und ran ans Konstruieren.
Konstruieren des 3D-Teils
Mir schwebt vor, die Flaschenform des Brettes etwas hervorzuheben, mich zumindest daran zu orientieren. Also einen Halbzylinder zu verwenden. Dieser soll durch Schraubenslots in dem Brett eingehakt werden können, damit man den Behälter durch eine Bewegung nach oben vom Brett lösen und den Inhalt entsorgen kann. Diese hintere Seite wird noch durch ein Löchmuster etwas aufgebrochen.

Dann noch den linken L-förmigen Bereich um die gestrichelte Linie extrudieren und ebenfalls Löcher aussparen, um das Design zu unterstützen. Ein paar Ecken hier und da ausbessern, und schon ist er fertig, der Kronkorkenauffangbehälter, oder zumindest ein digitaler Zwilling.


3D-Drucken
Die Druckzeit an meinem FDM 3D-Drucker bei guten Einstellungen würde aber 28 Stunden betragen. Ich lasse ihn aber ungern über Nacht drucken, da ich ihn hier zu wenig kontrollieren kann. Außerdem müsste jedes Loch mit Supports gedruckt werden. Jeder Support wird irgendwo mindestens zwei Macken hinterlassen. Bei der Anzahl an Löchern sähe das Resultat bestimmt nicht besonders gut aus. Also bin ich über meinen Schatten gesprungen und habe ihn mit SLS (selektives Lasersintern) Nylon drucken lassen. Das hat den Vorteil, dass keine Supports benötigt werden, und somit die Oberfläche zwar etwas rau ist, aber keine Detschen aufweist. Außerdem muss ich dann keinen Drucker über Nacht laufen lassen.
Das Ergebnis
Das Resultat kann sich sehen lassen. Vor allem erfüllen sie die vier Anfoderungen von oben: Der Kronkorkenauffangbeälter fängt die Kronkoren sicher auf, jedes mal. Sie fallen trotz der Löcher nicht heraus. Ich denke, der Auffangbehälter sieht gekonnt und gewollt aus und kann flott geleert werden. Do-it-yourself (DIY) dauert vielleicht etwas, man lernt aber was dabei, und für mich hat es sich gelohnt!

Check it out!
Das 3D-Modell zum 3D-Drucken im *.stl-Format habe ich in mein Kopf-Arbeit-Profil auf Thingiverse.com hochgeladen. Viel Spaß beim Drucken!
